„Ahasver“ in digitaler historisch-kritischer Edition

Foto: Andreas Truxa, Montage: Jacob Müller.

Die biblische Schöpfungsgeschichte, die Zeit der Reformation, die DDR Anfang der 1980er-Jahre: Stefan Heyms auf drei Zeit-Ebenen angelegter Roman „Ahasver“ ist angesichts seiner intertextuellen Bezüge und seiner zahlreichen zeitgenössischen Anspielungen, etwa auf die DDR-Verhältnisse, für den heutigen Leser nicht mehr ohne Weiteres vollumfänglich verstehbar. Anhand der Materialsammlungen, die Stefan Heym für diesen Roman angelegt hat, seiner Vorarbeiten sowie seiner Typo- und Manuskripte ist es Literaturwissenschaftlern der Technischen Universität Chemnitz um Prof. Bernadette Malinowski gelungen, eine digitale historisch-kritische und kommentierte Ausgabe aufzubereiten. Sie ist als weltweit verfügbares Open-Access-Projekt der Öffentlichkeit unter www.stefan-heym-digital.de zugänglich.

Tobias Frank, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an dem Projekt mitgewirkt hat, stellt das Ergebnis und die Vorgehensweise der Wissenschaftler vor.

Termin: Dienstag, 17. Juni 2025, 19 Uhr, Stefan-Heym-Forum Chemnitz, Moritzstraße 20 (Kulturzentrum Das Tietz). Eintritt: 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro.

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Schreibworkshop: Bewerbungen bis 22. Juni möglich

Leben und Werk des in Chemnitz geborenen Schriftstellers Stefan Heym stehen im September im Mittelpunkt eines Themenwochenendes im Rahmen des Chemnitzer Kulturhauptstadtjahres 2025.

Teil des Programms ist ein Workshop für junge Menschen im Alter von 14 bis 18 Jahren, die gern schreiben. Er steht unter dem Motto „Wenn mich einer fragte: In welcher Zeit hättest du gerne gelebt?“ Mit diesen Worten leitete Heym einen Beitrag über sein literarisches Selbstverständnis ein, den er 1966 für eine Redaktion in der Bundesrepublik verfasste.*

Der Schreibworkshop findet am Samstag, 13. September ab 10.30 Uhr im Chemnitzer Kulturzentrum Das Tietz statt. Geleitet wird er von der Autorin Arna Aley und dem Schauspieler und Autor Stefan Hornbach, den Literaturstipendiaten der Stadt Chemnitz der Jahre 2022 und 2024. Im Anschluss an den Workshop ist ab 14 Uhr eine öffentliche Lesung der Texte vorgesehen.

Bewerbungen sind noch bis 22. Juni möglich. Eingereicht werden können zwei bis drei Gedichte, kurze Prosatexte im Umfang von bis zu zwei Seiten (ggf. auch als Auszug aus einer umfangreicheren Arbeit) oder eine Spielszene (maximal drei Seiten, jeweils im Schriftformat Arial, Schriftgröße 11).

Alle Texte sind an die E-Mail-Adresse heym.gesellschaft [at] stadt-chemnitz.de digital einzureichen.

* Stefan Heym: „Wenn mich einer fragte…“, in: „Wege und Umwege. Streitbare Schriften aus fünf Jahrzehnten“. Hrsg. von Peter Mallwitz. München: Bertelsmann, 1980

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Zum 150. Geburtstag Thomas Manns

Titelseite des "Deutschen Volksecho", 17. April 1937.

Titelseite des „Deutschen Volksecho“, Ausgabe vom 17. April 1937.

„In meinem Elternhaus“, schrieb Stefan Heym 1965 in einem Beitrag für die Zeitschrift „Sinn und Form“, „war der Künstler eine Respektsperson, der Dichter gar, dessen Wort gedruckt, dessen Name auf einem Buchdeckel eingeprägt war, eine Art Hohepriester. Thomas Mann galt unter den Hohepriestern als der höchste…“

Während seiner Zeit in der Emigration in den USA Mitte der 1930er-Jahre gewann der junge Stefan Heym Thomas Mann neben vielen anderen prominenten Schriftstellern als Unterstützer der in New York erscheinenden antifaschistischen Wochenzeitung „Deutsches Volksecho“. Schon die erste Ausgabe des maßgeblich von Heym betreuten Blattes enthielt einen Text von Mann. Viele weitere über Deutschlands Zukunft folgten.

„Ich kann nur sagen“, so Thomas Mann damals in einem Schreiben an das „Deutsche Volksecho“, „dass ich nach allem, was Sie mir von dem Zweck und der Gesinnung der neuen deutsch-amerikanischen Zeitschrift mitteilen, diese Gründung aufrichtig begrüße und ihr bestes Gedeihen wünsche. Sehr gern ermächtige ich Sie auch, meinen Namen auf Ihre Mitarbeiterliste zu setzen.“

Als der Nobelpreisträger 1938 in die USA übersiedelte, interviewte ihn Heym noch vor der Ankunft an Bord des Atlantik-Dampfers „Ile de France“. „Welch ein Eindruck war das“, erinnerte Heym sich später in seiner Autobiografie „Nachruf“, „der Herr mit der Patriziermanier, der, kerzengerade, die breite Treppe vom Kabinendeck zum Speisesaal hinuntergeschritten kam, huldvoll grüßte, und sich dann tatsächlich herabließ, die Fragen des vor Ehrfurcht ganz heiseren jungen Mannes eine nach der anderen zu beantworten.“

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Momente der Befreiung: Podiumsdiskussion in Chemnitz

Freudenfeier in den Straßen von Marseille am 9. Mai 1945. Foto: Collection Musée de la Photographie, Charleroi / Montage: RLS Sachsen

Nur wenige Kilometer von Stefan Heyms Geburtsstadt Chemnitz entfernt hatten nach Kriegsende ab Mai 1945 in einem unbesetzten Flecken Deutschlands Antifaschistische Aktionsausschüsse die Kontrolle übernommen. Mit seinem Roman „Schwarzenberg“ verhalf Stefan Heym dieser Nachkriegsepisode im Niemandsland der Siegermächte zu bleibender Erinnerung.

Heyms utopisch überhöhten Geist der in Schwarzenberg gelebten antifaschistischen Selbstverwaltung nahm der in Paris lehrende Historiker Gerd-Rainer Horn zum Ausgangspunkt für umfangreiche Forschungen ganz vielfältiger Befreiungsbewegungen in Süd- und Westeuropa. Ihm zufolge ist der historische Moment der Befreiung von 1943-1948 eine Zeit, in der die jeweiligen Gesellschaften so weit links angesiedelt waren, wie zu keinem anderen Zeitpunkt in der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts.

In einer gemeinsamen Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung zusammen mit der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft soll am 8. Mai in Chemnitz nachgedacht werden über den 8. Mai 1945, über Befreier, Befreite und Befreiung als Perspektive. An der Podiumsdiskussion beteiligen sich

  • Dr. Gesine Lötzsch, Philologin und Politikerin, von 2002 bis 2025 Mitglied des Deutschen Bundestages als direkt gewählte Abgeordnete,
  • Prof. Gerd-Rainer Horn, Professor für die Geschichte des 20. Jahrhunderts am Institut d’Études Politiques de Paris (Sciences Po),
  • Petra Seedorff, Lehrerin, Autorin und Vorstandsvorsitzende der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft.

Termin: Donnerstag, 8. Mai 1945, 18 Uhr, Chemnitz, Kulturzentrum „Weltecho“, Annaberger Straße 24.

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Ahrenshooper Begegnungen mit Stefan Heym

Ingrid Schreyer wurde 2023 von der Jury des Internationalen Stefan-Heym-Preises der Stadt Chemnitz ein Förderpreis zuerkannt. Foto: Uwe Meinhold / Stadt Chemnitz

Stefan Heym verband über Jahrzehnte hinweg eine enge Freundschaft mit seinem in Ahrenshoop an der Ostsee lebenden Schriftstellerkollegen Wolfgang Schreyer (1927–2017). Dessen Frau Ingrid Schreyer erinnert sich an zahlreiche Begegnungen mit Stefan Heym, an heitere Momente am Ostseestrand und an intensive Diskussionen über das Wirken und die Verantwortung von Literatur in der DDR, den Aufstand vom 17. Juni 1953 und die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976.

Mit Humor und oft im Plauderton schildert sie, wie sie Lesungen oppositioneller Autoren organisierte, wie Buchzensur und Stasi-Überwachung das Leben und schriftstellerische Arbeiten erschwerten – und wie trotzdem große Literatur entstand und publik wurde.

Termin: Dienstag, 13. Mai, 19 Uhr, Chemnitz, Stefan-Heym-Forum (Tietz). Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

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Vor 95 Jahren: Stefan Heyms früheste Veröffentlichung

19300201 Nie wieder KriegEr begann bereits in jungen Jahren zu schreiben und zu dichten – und er wurde früh gedruckt: Mit dem pazifistischen Gedicht „Nie wieder Krieg!“ erschien vor 95 Jahren, am 1. Februar 1930, in der Chemnitzer Tageszeitung „Volksstimme“ die früheste bekannte Veröffentlichung Stefan Heyms. Der Arbeit des damals noch 16-jährigen Oberschülers, gezeichnet mit seinem bürgerlichen Namen Helmut Flieg, sollten allein bis zu seiner Übersiedelung nach Berlin im Herbst des folgenden Jahres noch mindestens acht weitere Veröffentlichungen folgen. Die von der Sozialdemokratischen Partei herausgegebene Zeitung seiner Heimatstadt, gedruckt in jeweils mehreren zehntausend Exemplaren, blieb dabei zunächst das wichtigste Podium des jungen Dichters. Einige wenige Arbeiten erschienen zudem in Anthologien und kleinen Lyrik-Zeitschriften. Viele dieser frühesten Gedichte gerieten später in Vergessenheit, auch Stefan Heym erinnerte sich ihrer nicht vollständig. „Nie wieder Krieg!“ wurde erst Anfang der 1990er-Jahre wieder entdeckt.

Lese-Tipp: Stefan Heym: „Ich aber ging über die Grenze – Frühe Gedichte“, hrsg. von Inge Heym. (München: C. Bertelsmann, 2013).

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Zur Entstehung der DDR – Vortrag mit Prof. Mario Keßler

Foto: ZZF

Was war die DDR?“, dieser Frage geht der Historiker Prof. Mario Keßler (Foto) am Dienstag, 4. Februar in einem Vortrag im Stefan-Heym-Forum in Chemnitz nach. Sein Versuch einer Antwort geht davon aus, dass es ohne die Sowjetunion die DDR nicht gegeben hätte. Dennoch war die DDR mehr als eine sowjetische Kronkolonie. Sie entstand im antifaschistischen Auftrag, bot jedoch einer antifaschistischen, sozialistischen Demokratie nur wenig Spielraum. Sie berief sich mit einigen Gründen auf den Marxismus und verfälschte doch wesentliche Grundprinzipien von Marx und Engels, Liebknecht und Luxemburg. Die Entstehung der DDR wird in eine historische Perspektive gerückt, die auch den Nachgeborenen neue Fragen auferlegt.

Prof. Dr. Mario Keßler (Jg. 1955) ist Senior Fellow am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Er lebte und unterrichtete mehrere Jahre in den USA. in den vergangenen Jahren veröffentlichte er unter anderem den Band „Westemigranten“ über deutsche Kommunisten im antifaschistischen Exil in den USA und die Untersuchung „Sozialisten gegen Antisemitismus. Zur Judenfeindschaft und ihrer Bekämpfung (1844-1939)“. Aktuell arbeitet er an einem Buch über Paul Merker, dessen Schicksal in den frühen Jahren der DDR Stefan Heym in seinem Roman „Collin“ thematisiert. 

Termin: Dienstag, 4. Februar, 19.30 Uhr, Stefan-Heym-Forum im Kulturzentrum Das Tietz Chemnitz, Moritzstraße 20, 09111 Chemnitz. Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

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Kulturhauptstadt 2025: Heym-Wochenende im September

Stefan Heyms Geburtsstadt Chemnitz ist Europäische Kulturhauptstadt 2025. Die Internationale Stefan-Heym-Gesellschaft beteiligt sich mit einem Wochenende rund um Stefan Heym vom 12. bis 14. September.

Einen ersten Einblick dazu bietet eine Präsentation im Rahmen der Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres am 18. Januar. Ab ca. 12 Uhr werden Vertreter der Gesellschaft in der Stadthalle Chemnitz, Bühne II (violett) erste Details zu den geplanten Veranstaltungen vor Besuchern aus dem In- und Ausland bekannt gegeben.

Nähere Informationen zum Eröffnungswochenende und zum Programm des Kulturhauptstadtjahres unter www.chemnitz2025.de.

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Hartwig Albiro (1931 – 2024)

Die Internationale Stefan-Heym-Gesellschaft trauert um ihr Gründungsmitglied Hartwig Albiro. Der frühere Schauspieldirektor der Städtischen Theater in Stefan Heyms Geburtsstadt Chemnitz verstarb am 31. Dezember im Alter von 93 Jahren.

Albiro galt in Chemnitz bis ins hohe Alter als wichtige Stimme für Demokratie, Freiheit und Frieden. Im Herbst 1989 gehörte er im damaligen Karl-Marx-Stadt zu den ersten Gestaltern der politischen Wende. Er war Mitinitiator des Chemnitzer Friedenstags, den Chemnitz jährlich am 5. März begeht, dem Jahrestag der Bombardierung der Stadt 1945, und der erfolgreichen Bewerbung der Stadt als Europäische Kulturhauptstadt 2025.

Dr. Ulrike Uhlig, die Ehrenpräsidentin der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft: „Ich bin stolz, dass Hartwig Albiro Mitglied unserer Gesellschaft gewesen ist, und traurig, dass die Chemnitzer Kulturszene eine Persönlichkeit mit großer Ausstrahlung verloren hat. Wann immer man Hartwig um Rat und Unterstützung bat, er war da – verlässlich, anregend. Unvergessen sein Vortrag bei der Verleihung des Internationalen Stefan-Heym-Preises an die polnische Schriftstellerin Joanna Bator. Seine kraftvolle, empathische Stimme wird fehlen. Er fehlt, aber er bleibt in unserem Gedächtnis.“

Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.

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Heym-Filmdoku jetzt auch auf DVD

Foto: B. Kunath/b-k-productions

„Abschied und Ankunft“, eine deutschlandweit in ausgewählten Kinos gezeigte Filmdokumentation über Stefan und Inge Heym und die Geschichte ihrer gemeinsamen Arbeitsbibliothek, ist jetzt auch als DVD erhältlich. Die Produktion der Filmemacherin Beate Kunath begleitet die Vorbereitungen auf den Umzug der umfangreichen Bibliothek aus Heyms Arbeitszimmer in Berlin-Grünau in das neu entstandene Stefan-Heym-Forum in seiner Geburtsstadt Chemnitz. Um zahlreiche Archivaufnahmen ergänzt, ist ein einfühlsames Doppelporträt entstanden, das überraschende neue Einblicke in Heyms Leben und literarisches Schaffen bietet.

Als Bonus-Material sind auf einer zweiten DVD mehr als ein Dutzend Kurzinterviews mit Zeitzeugen enthalten, darunter mit seinem Schriftstellerkollegen Christoph Hein sowie dem früheren ARD-Korrespondenten in der DDR und WDR-Intendanten Fritz Pleitgen.

Kontakt: Die Doppel-DVD „Abschied und Ankunft“ kann bestellt werden unter der E-Mail-Adresse info [at] b-k-productions.de. Preis: 24 Euro (inkl. Mehrwertsteuer und Versandkosten). Nähere Informationen gibt es unter dem QR-Code bzw. hier.

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