In der aktuellen Diskussion um das Schmähgedicht des TV-Moderators und Satirikers Jan Böhmermann über den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan schrieb der Autor, Umweltaktivist und Kreisrat des Landkreises Weilheim-Schongau (Oberbayern), Hans Schütz, folgenden Leserbrief an die „Süddeutsche Zeitung“ und die örtliche Lokalausgabe des „Münchner Merkur“:
„Was darf Satire? Wo sind die Grenzen zwischen Satire und Schmähkritik? Diese Fragen werden zur Zeit wieder einmal heftig diskutiert. Nach Kurt Tucholsky darf Satire bekanntlich alles, nach den Vorstellungen so mancher Potentaten und Autokraten so gut wie nichts, zumindest dann, wenn es um sie selbst geht. Im Zusammenhang mit der angesprochenen öffentlichen Debatte möchte ich an ein kleines Büchlein von Stefan Heym erinnern: Die Schmähschrift oder Königin gegen Defoe. Eine besonders vergnügliche und aufschlussreiche Lektüre gerade im Hinblick auf die derzeit so aufgeregt geführte öffentliche Auseinandersetzung! Überhaupt: Stefan Heym – für mich einer der ganz Großen der deutschsprachigen Literatur – findet leider viel zu wenig Beachtung. Ich denke da zum Beispiel an das Buch Der König David Bericht das, ebenfalls hochaktuell, den Konflikt zwischen objektiver Geschichtsschreibung und Hofberichterstattung so trefflich thematisiert.“
Anmerkung: Stefan Heym, dessen eigenes Leben durch die Folgen der Veröffentlichung eines satirischen Gedichts bereits früh nachhaltig geprägt worden war, verarbeitete in „Die Schmähschrift oder Königin gegen Defoe“ historisch belegte Vorgänge um den englischen Autor Daniel Defoe. Der vor allem als Verfasser des Abenteuerromans „Robinson Crusoe“ bekannte Schriftsteller hatte im frühen 18. Jahrhundert mit einem satirischen Pamphlet die Obrigkeit gegen sich aufgebracht, wurde verfolgt und an den Pranger gestellt. Doch das Volk solidarisierte sich mit ihm – sehr zum Verdruss der Machthaber. Stefan Heyms von vielen Kritikern gelobte „Schmähschrift“ ist in dem Band „Gesammelte Erzählungen“ der btb-Werksausgabe enthalten.