Erstmals Stefan-Heym-Förderpreise vergeben

Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (3.v.r.) mit den Preisträgern Dr. Jürgen Nitsche, Elisabeth Neuhaus (Theresia-Gerhardinger-Gymnasium München), Ronald Langhoff und Annerose Ruschinzyk (Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium Chemnitz), Jörg Beier (Verein Kunstzone Schwarzenberg-Aue), Dr. Ulrike Uhlig und Prof. Bernadette Malinowski (Internationale Stefan-Heym-Gesellschaft, v.l.n.r.). Foto: Wolfgang Schmidt/Stadt Chemnitz

Im Beisein von Inge Heym sowie zahlreichen Gästen aus Politik und Gesellschaft sind in Stefan Heyms Geburtsstadt Chemnitz erstmals Förderpreise für Vorhaben vergeben worden, die sich mit seinem Leben und Werk auseinandersetzen. Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig überreichte die Preise im Gesamtumfang von 20.000 Euro an Vertreter von fünf Projekten. Sie wurden vom Kuratorium des Internationalen Stefan-Heym-Preises für Literatur und Publizistik ausgewählt, mit dem im Frühjahr die polnische Autorin Joanna Bator geehrt worden war.

Um die Förderpreise bewerben konnten sich Einzelpersonen, Institutionen, Initiativen, Vereine sowie private und öffentliche Einrichtungen. Ludwig zufolge waren Bewerbungen aus Deutschland und Großbritannien eingegangen. Als Preisträger ausgewählt wurden

  • das Theresia-Gerhardinger-Gymnasium München, das ein Stefan Heym gewidmetes wissenschaftspropädeutisches Seminar einrichten will,
  • die Internationale Stefan-Heym-Gesellschaft für die Vorbereitung der Etablierung einer Stefan-Heym-Forschungsstelle an der Technischen Universität Chemnitz,
  • der Historiker Jürgen Nitsche für ein Forschungsprojekt zum Verhältnis von Heym und Karl-Marx-Stadt/Chemnitz in den 1960er-Jahren,
  • der Verein Kunstzone Schwarzenberg-Aue für ein Projekt zum Wandel des Begriffs Heimat im Kontext von Stefan Heyms Biografie und dessen Roman „Schwarzenberg“,
  • der Schulförderverein des Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasiums Chemnitz – dem früheren, von Stefan Heym besuchten Staatsgymnasium – für einen Sammelband zu einem seit mehreren Jahren veranstalteten Stefan-Heym-Literaturwettbewerb.

Der Stefan-Heym-Förderpreis wird zusätzlich zum Internationalen Stefan-Heym-Preis der Stadt für Literatur und Publizistik vergeben. Die damit geförderten Maßnahmen sollen bis zur nächsten turnusgemäßen Verleihung des Preises im Jahr 2020 umgesetzt werden.

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Stefan Heym und Irmtraud Morgner im Diskurs

Morgners Anfang der 1960er-Jahre entstandener Roman „Rumba auf einen Herbst“ konnte erst 1992, zwei Jahre nach ihrem Tod, erscheinen.

Morgners Anfang der 1960er-Jahre entstandener Roman „Rumba auf einen Herbst“ konnte erst 1992, zwei Jahre nach ihrem Tod, erscheinen.

Sie wurden beide in Chemnitz geboren und sollten, jeder auf seine eigene Weise, in der Literatur der DDR ihre Spuren hinterlassen: Stefan Heym und Irmtraud Morgner stehen am 17. Oktober im Mittelpunkt einer Veranstaltung im Frauenzentrum Lila Villa in Chemnitz. Mitglieder des dort beheimateten Irmtraud-Morgner-Arbeitskreises lesen Texte der beiden unbequemen Schriftsteller, in denen sie sich mit dem Experiment Sozialismus und Fragen einer echten sozialistischen Gesellschaft auseinandersetzen.

Sowohl Stefan Heym (1913-2001) als auch die 20 Jahre jüngere Irmtraud Morgner machten ab den 1960er-Jahren Erfahrungen mit der Zensur in der DDR. Morgners Romandebüt „Rumba auf einen Herbst“ (1965), das sich wie Heyms etwa zeitgleich entstandener Roman „Die Architekten“ mit den seinerzeit greifbaren Widersprüchen der gesellschaftlichen Entwicklung in der DDR auseinandersetzt, durfte trotz vorheriger Zusage letztlich nicht erscheinen. Beiden Schriftstellern gemein ist zudem ihr späterer Erfolg in der Bundesrepublik. Während Heym dort nicht zuletzt als profilierter Kritiker der Verhältnisse in der DDR wahrgenommen wurde, erwarb Morgner sich als wichtige literarische Stimme der Frauenemanzipation in Ost und West breite Anerkennung.

Die Kooperationsveranstaltung des Frauenzentrums Lila Villa und der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft ist Teil des Rahmenprogramms zur diesjährigen Verleihung des Internationalen Stefan-Heym-Preises der Stadt Chemnitz. Mit dem alle drei Jahre vergebenen Preis wurde im Frühjahr die polnische Autorin und Publizistin Joanna Bator geehrt.

Termin: Dienstag, 17. Oktober, 19.30 Uhr, Frauenzentrum Lila Villa, Kaßbergstraße 22, 09112 Chemnitz. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 4 Euro. Karten sind unter Telefon 0371 / 302678, per E-Mail unter lilavilla[at]onlinehome.de und kulturbetrieb[at]stadt-chemnitz.de sowie an der Abendkasse erhältlich.

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Aufführung: „König David Bericht“ in Ludwigsburg

Der Koenig David Bericht von Stefan HeymStefan Heyms Roman „Der König David Bericht“ kommt erneut als Musiktheater zur Aufführung. Das von Ralph Abelein, Professor an der Musikhochschule Frankfurt am Main, komponierte Stück in zwölf Szenen ist nach seiner Uraufführung zu Pfingsten in Frankfurt am Sonntag in der Stadtkirche Ludwigsburg zu erleben. Die Einrichtung des Textes von Stefan Heym erfolgte durch Helmar Breig, Stuttgart. An der Aufführung wirken unter anderen der Ludwigsburger Motettenchor und der Chor der örtlichen Stadtkirche mit.

Mit Suche nach Wahrheit, dem kritischem Umgang mit der eigenen Tradition, politischem Druck und Verstrickungen, der Standhaftigkeit zum eigenen Gewissen greife Heyms Roman Themen auf, die dessen Protagonisten – den Geschichtsschreiber Ethan – mit den Anliegen Luthers aus dem Jahr 1517 verbinden, so die Initiatoren der Produktion. „Es sind Themen unserer heutigen Zeit, die im Reformationsjahr 2017 auf besondere Weise weiter gedacht und aktualisiert werden wollen.“ Musikalisch setze das Stück auf die Integration verschiedenster Stile. Einflüsse von Pop, Jazz, Klassik und Weltmusik machten es sowohl für von klassischer als auch von Popmusik geprägte Zuhörende interessant.

Zu Ludwigsburg hatte Stefan Heym eine besondere Beziehung: Als Angehöriger der in Deutschland stationierten Einheiten der US-Armee hielt er sich im Sommer 1945 für kurze Zeit auch in der Barockstadt auf. Im Park des Residenzschlosses kam es zu einem Wiedersehen mit dem Sohn seiner damaligen Frau, der ebenfalls in einer Einheit der US-Army diente.

Weitere Informationen unter www.musikanderstadtkirche.de.

Aufführung: Sonntag, 8. Oktober 2017, 18 Uhr: Stadtkirche Ludwigsburg, Stadtkirchenplatz 1, 71634 Ludwigsburg.

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Bundesverdienstkreuz für Igor Chramow

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Foto: M. Müller/Archiv

Dr. Igor Chramow (Foto), Übersetzer und Herausgeber mehrerer Werke Stefan Heyms in russischer Sprache, ist mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt worden. Die Auszeichnung nahm der deutsche Botschafter in Russland, Rüdiger von Fritsch, in der südrussischen Stadt Orenburg vor, in der Chramow lebt und arbeitet.

Mit Igor Chramow würdige die Bundesrepublik Deutschland einen Vertreter des russischen gesellschaftlichen Lebens, der sich in beispielhafter Weise um die Entwicklung der deutsch-russischen Kulturbeziehungen und um die Verständigung beider Völker verdient gemacht habe, heißt es zu Begründung. Durch seine Arbeit hätten zahlreiche Menschen in Russland erfahren, dass es auch in Deutschland Widerstand gegen den Nationalsozialismus gab.

Besondere Verdienste hat sich Chramow mit der Erforschung der russischen Wurzeln der deutschen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und der Lebensgeschichte von Alexander Schmorell erworben, eines ihrer Mitglieder. Mit großem persönlichem Einsatz machte er diesen Widerstandskämpfer, der in Deutschland häufig im Schatten der Geschwister Scholl steht, einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Mit der von ihm gegründeten Eurasia Stiftung sorgte Chramow zudem dafür, dass eine russische Version der Ausstellung „Weiße Rose – Studentischer Widerstand gegen Hitler. München 1942-43“ in bisher mehr als 35 Städten in Russland und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion gezeigt werden konnte.

Igor Chramow ist Mitglied der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft. Er verfasste mehrere Beiträge über Heym und dessen Rezeption in der Sowjetunion und Russland. In den zurückliegenden Jahren organisierte er in Russland die Herausgabe mehrerer Bücher Stefan Heyms und übertrug sie zum Teil selbst in die russische Sprache. Zuletzt erschienen unter seiner Regie Heyms Romane „Der König David Bericht“ und „Ahasver“ sowie die Sammelbände „Immer sind die Weiber weg“ und „Immer sind die Männer schuld“ mit heiteren Erzählungen.

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Vor 85 Jahren: Heyms erste große Reportage

Journalist zu werden, war Stefan Heyms ursprünglicher Berufswunsch. Schon wenige Wochen nach seiner Übersiedelung aus seiner Geburtsstadt Chemnitz nach Berlin Ende 1931 war es ihm gelungen, in verschiedenen linken Publikationen gelegentlich kleinere Beiträge zu veröffentlichen. Zumeist handelte es sich dabei um Kritiken neuer Filme und Theaterstücke. Im Frühjahr 1932 nahm er an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, der heutigen Humboldt-Universität, ein Studium unter anderem der Germanistik und Zeitungslehre auf, das ihm den Weg bereiten sollte für eine journalistische Karriere.

320724 BaM Berliner HofmusikSeine erste größere Reportage „Berliner Hofmusik“ erschien im Sommer 1932. Sie erzählt von einem Trupp erwerbsloser Laienmusiker, der in verschiedenen Vierteln Berlins von Hinterhof zu Hinterhof zieht, um sich ein paar Pfennige hinzuzuverdienen. Inspiriert nicht zuletzt durch Milieuskizzen Heinrich Zilles, beschäftigte der damals 19-Jährige sich zu dieser Zeit intensiv mit dem Elend, das infolge der Weltwirtschaftskrise immer breitere Kreise der Bevölkerung erfasste. Das Phänomen der musizierenden Erwerbslosentrupps scheint ihn dabei besonders fasziniert zu haben; bereits Anfang 1932 hatte der junge Heym sie in einem seiner zahlreichen politisch-gesellschaftskritischen Gedichte beschrieben. Wie dort lässt er auch in seiner Reportage deutlich die Hoffnung auf einen baldigen Zusammenbruch des gesellschaftlichen Systems anklingen, das seiner Ansicht nach in erster Linie für die miserablen sozialen Verhältnisse verantwortlich ist. 

Abgedruckt wurde „Berliner Hofmusik“ in vergleichsweise großer Aufmachung und mit einer Illustration versehen in der Tageszeitung „Berlin am Morgen“, einem Blatt aus dem KPD-nahen Zeitungsimperium Willi Münzenbergs. Gleichwohl der Autor der Reportage dort im Vorspann als „einer unserer Mitarbeiter“ vorgestellt wird, sind spätere Veröffentlichungen Heyms in diesem Blatt nicht bekannt.

Lese-Tipp: Die Reportage „Berliner Hofmusik“ ist enthalten in dem Sammelband „Wege und Umwege/Einmischung“ mit Publizistik Stefan Heyms aus den 1930er- bis 1980er-Jahren (München: btb, 1989; ISBN: 978-3-442-72360-7).

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Wettbewerb für Junge Literatur: Preisträger geehrt

Abgeordneter Jörg Vieweg (SPD, rechts) mit den Preisträgern Nadine Koop, Kilian Buchmann, Anna Bürger, Ayleen Jähnigen, Katharina Fritzsche, Leandra Stanko (v.l.n.r.) im Sächsischen Landtag in Dresden. Foto: xxxxxxx

Der Abgeordnete Jörg Vieweg (SPD, rechts) empfing die Preisträger des diesjährigen Stefan-Heym-Wettbewerbs für Junge Literatur im Sächsischen Landtag in Dresden. Von links: Nadine Koop, Kilian Buchmann, Anna Bürger, Ayleen Jähnigen, Katharina Fritzsche, Leandra Stanko und Lehrerin Claudia Streu. Foto: Anastasia Bass

Das Erich-Kästner-Museum und der Sächsische Landtag in Dresden waren die Stationen eines Besuches der Preisträger des diesjährigen Stefan-Heym-Wettbewerbes für Junge Literatur. An dem von Heyms einstiger Schule, dem heutigen Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium Chemnitz, organisierten Wettbewerb hatten sich im abgelaufenen Schuljahr 50 Schreibtalente von Schulen aus Heyms Geburtsstadt und der Region Chemnitz beteiligt. Insgesamt waren rund 150 Arbeiten eingereicht worden. Darin setzen sich die Jugendlichen unter anderem mit den Themen Krieg, Gewalt und Flucht auseinander, ebenso mit der eigenen Suche nach dem Platz im Leben. Den Juroren, darunter vier Mitglieder des Chemnitzer Autorenvereins sowie ein früherer Preisträger und zwei Deutschlehrer, oblag die Aufgabe, die besten Texte zu küren.

Als Anerkennung erhielten die Preisträger Bücher, die von der Stadt Chemnitz, der Sächsischen Bildungsagentur und einer Chemnitzer Buchhandlung zur Verfügung gestellt wurden. Daneben gab es Gutscheine und die Einladung zu einem Besuch in Dresden. Dort wurden die Schüler vom Landtagsabgeordneten Jörg Vieweg (SPD) empfangen, einem der Gründungsmitglieder der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft. „Es war mir eine große Freude, die sechs Gewinner des 4. Stefan-Heym-Wettbewerbes für Junge Literatur einen Tag nach Dresden einzuladen“, sagte Vieweg.

Mit dem in Dresden geborenen Kästner verband Stefan Heym eine besondere Beziehung. In den frühen 1930er-Jahren, als der junge Heym sich an seinen ersten Gedichten versuchte, zählte der damals bereits sehr erfolgreiche Lyriker und Buchautor zu seinen erklärten Vorbildern. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Kästner und Heym für kurze Zeit Arbeitskollegen, als beide in der Redaktion der „Neuen Zeitung“ in München tätig waren.

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Lidice, Heydrich und Heyms Debütroman „Hostages“

Das Vorsatzblatt von Heyms Debütroman „Hostages“ (hier die Ausgabe von Sun Dial Press, New York, 1943) zeigt das Wappen der tschechoslowakischen Republik mit dem Wahlspruch „Pravda vítězí“ – „Die Wahrheit siegt“. Repro: M. Müller

Das Titelblatt von Heyms Debütroman „Hostages“ (hier die Ausgabe von The Sun Dial Press, Garden City, 1943) zeigt das Staatswappen der tschechoslowakischen Republik mit dem Wahlspruch „Pravda vítězí“ – „Die Wahrheit siegt“. Repro: M. Müller

Vor 75 Jahren wurde das Dorf Lidice in der von Nazi-Deutschland besetzten Tschechoslowakei in einer Vergeltungsaktion dem Erdboden gleichgemacht. Mehr als 170 Männer wurden erschossen, die Frauen und die meisten Kinder wurden in Konzentrationslager deportiert. Als Anlass diente ein Attentat ehemaliger Unteroffiziere der tschechoslowakischen Armee auf Reinhard Heydrich, den stellvertretenden „Reichsprotektor“ für das besetzte Land, Ende Mai 1942 in Prag. Der ranghohe NS-Funktionär, einer der Architekten des Holocaust, verstarb wenige Tage später an den Folgen.

Zu dieser Zeit arbeitete Stefan Heym in den USA gerade an seinem ersten Roman „Hostages“ (Geiseln) über den Widerstand der Tschechen gegen die Besatzer und ihre brutale Unterdrückung unter Heydrich. Schauplatz der Handlung ist Prag, das Heym nach seiner Flucht aus Deutschland 1933 fast zwei Jahre lang erste Exil-Station gewesen war. Spuren jener Zeit lassen sich in dem Buch deutlich ausmachen, nicht zuletzt anhand authentischer Handlungsorte.

Die Ereignisse nach dem Attentat auf Heydrich verliehen dem Roman, der im Oktober 1942 bei G. Putnam’s Sons in New York erschien, eine ungeahnte Aktualität und dürften nicht unwesentlich zu seinem Erfolg beigetragen haben. „Hostages“ wurde auf Anhieb zum Bestseller, erlebte binnen kurzer Zeit eine Reihe von Neuauflagen und wurde zur Vorlage für einen gleichnamigen Hollywoodfilm, der 1943 in die Kinos kam. In Deutschland erschien der Roman erst viele Jahre nach dem Krieg unter dem Titel „Der Fall Glasenapp“.

Lese-Tipp: Stefan Heym: „Der Fall Glasenapp“. München: btb, 2005. 368 Seiten. ISBN 9783442734559.

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Szenische Lesungen mit Peter Sodann

130400Unter dem Motto „Für ein tolerantes und friedliches Zusammenleben in einem weltoffenen Sachsen“ organisiert die Fraktion der Partei Die Linke im sächsischen Landtag eine Reihe von Veranstaltungen zu Leben und Werk Stefan Heyms. Die szenische Lesung „Stefan Heym – Einer, der nie schwieg“ ist bis Mitte Juni in zwölf Städten und Gemeinden des Bundeslandes zu sehen. Nach Buch und Regie von Franz Sodann, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion, werden Sequenzen aus Stefan Heyms Biografie, aus Gedichten, Romanen und Interviews vorgetragen. Mitwirkende sind der Schauspieler und frühere „Tatort“-Kommissar Peter Sodann, die Dresdner Schauspielerin Annette Richter und Franz Sodann. Im Anschluss folgt jeweils ein offenes moderiertes Fachgespräch zur Situation im Land.

Termine finden Sie hier.

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Stefan-Heym-Preis 2017 an Joanna Bator verliehen

Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (rechts) bei der Übergabe des Preises an Joanna Bator. Foto: Stadt Chemnitz/Peter Zschage

Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (rechts) bei der Übergabe des Preises an Joanna Bator.
Foto: Stadt Chemnitz/Peter Zschage

Mit einem Festakt ist der Internationale Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz an die polnische Autorin und Publizistin Joanna Bator verliehen worden. Die Preisträgerin nahm den mit 20.000 Euro dotierten Preis am 4. April im Schauspielhaus von Heyms Geburtsstadt aus den Händen von Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig persönlich entgegen. Das Stadtoberhaupt sagte in seiner Begrüßungsrede an die Preisträgerin gerichtet: „Die Themen, mit denen Sie sich beschäftigen, berühren in ihrer Substanz die gesellschaftlichen Debatten, denen wir täglich begegnen – eine offensichtliche Parallele zum Werk Stefan Heyms. Und genau wie er machen Sie es dem Leser nicht so leicht, sich selbst auf eine Seite zu stellen, sondern fordern ihn heraus. In Ihren Büchern geht es um Fragen, die keine einfachen Antworten kennen: Heimat, Identität, Zugehörigkeit, Ausgrenzung – wie verändern sich Menschen, wie verändern sich Gesellschaften, wenn sie sich verändern müssen?“

Die Preisträgerin, die sich nach der Verleihung des Preises auch ins Goldene Buch der Stadt Chemnitz eintrug, sagte, sie empfinde es als große Ehre, mit dem Internationalen Stefan-Heym-Literaturpreis ausgezeichnet zu werden. „Neben der Freude bedeutet dieser Preis auch eine große Verantwortung. Dass meine Romane so viele Menschen berühren, dass sie gesellschaftliche Unterschiede und sprachliche Grenzen überwinden, ist wie ein Anker für mich, wie eine Schnellkur gegen Misanthropie.“

Joanna Bator, Jahrgang 1968, gilt als eine herausragende Stimme der zeitgenössischen europäischen Literatur. Mit ihren ebenso eigenwillig wie kunstvoll und feinsinnig erzählten Texten greift sie leise, aber entschieden aktuelle gesellschaftliche Fragen und Phänomene auf, und lotet sie in ihren historischen Tiefendimensionen aus. Ihr jüngster Roman „Dunkel, fast Nacht“ zeigt, wie Hass eine Gesellschaft zerstören, wie schnell der Firnis menschlicher Moral reißen kann, wenn Menschen mit Veränderung konfrontiert sind. Für diesen Roman erhielt Joanna Bator 2013 die „Nike“, den wichtigsten polnischen Literaturpreis. In diesem Jahr stand die Autorin für das Werk auf der Shortlist des „Internationalen Literaturpreises – Haus der Kulturen der Welt“. Zuvor veröffentlichte sie die Romane „Sandberg“ (2011) und „Wolkenfern“ (2013) sowie zahlreiche Essays und Artikel.

Der Internationale Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz wird in Erinnerung an das Leben, Werk und Wirken von Stefan Heym verliehen, der am 10. April 1913 in Chemnitz geboren wurde. Mit ihm sollen zeitkritische und couragierte Persönlichkeiten gewürdigt werden, die wie Stefan Heym als Schriftsteller bzw. Publizisten herausragende und nachhaltig wirkende Leistungen erbracht haben. Erstmals wurde der Preis 2008 an Amos Oz verliehen. 2011 erhielt Bora Ćosić die Auszeichnung. Aus Anlass des 100. Geburtstags Stefan Heyms wurde der Preis 2013 an Christoph Hein vergeben.

Zum Kuratorium, das über die Vergabe des Preises entscheidet, gehören der Präsident des P.E.N. Zentrums Deutschland, der Leiter des C. Bertelsmann Verlages, der Präsident des Goethe-Institutes, der Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) – Deutsche Sektion, die Vorsitzende der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft, die Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz, Frau Prof. Malinowski als Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Chemnitz und zwei Stadträte des Kulturausschusses der Stadt Chemnitz.

An der Preisverleihung nahmen unter anderem Abgeordnete des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Landtages von CDU, SPD, Linke und Bündnis 90/Die Grünen teil, ebenso die Chemnitzer Ehrenbürger Christoph Magirius (früherer Superintendent) und Siegmund Rotstein (langjähriger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde) sowie Mitglieder der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft und des Kuratoriums zur Verleihung des Internationalen Stefan-Heym-Preises.

Termine: Das komplette Begleitprogramm zur diesjährigen Verleihung des Internationalen Stefan-Heym-Preises finden Sie hier.

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Heym und das Amt des Bundestags-Alterspräsidenten

Nach einem Vorschlag des Präsidenten des Deutschen Bundestages, Norbert Lammert, soll künftig nicht mehr der lebensälteste, sondern der dienstälteste Abgeordnete Alterspräsident des Parlaments bei dessen konstituierender Sitzung sein. Das ist derjenige Abgeordnete, der dem Deutschen Bundestag am längsten angehört. Damit solle sichergestellt werden, dass ein Parlamentarier die erste Sitzung des neu gewählten Bundestages leitet, der über ausreichende einschlägige Erfahrungen verfügt, sagte Lammert zur Begründung. Bei der derzeitigen Rechtslage bleibe es dem Zufall überlassen, wer Alterspräsident werde. Nicht auszuschließen sei etwa, dass ein neugewählter Abgeordneter ohne jegliche Erfahrung in der Leitung von Versammlungen oder Sitzungen in die Situation komme, die konstituierende Sitzung des größten und wichtigsten deutschen Parlaments zu leiten. Das sei mit dessen Bedeutung nicht vereinbar. Der Alterspräsident hat nach der Geschäftsordnung des Bundestages die Aufgabe, in der ersten Sitzung des Parlaments den Vorsitz zu führen, „bis der neugewählte Präsident oder einer seiner Stellvertreter das Amt übernimmt.“ Traditionell hält er zu Beginn der Sitzung eine Rede.

Als Alterspräsident des 13. Deutschen Bundestags eröffnete Stefan Heym im November 1994 die damalige erste Sitzung des Parlaments. Der 81-Jährige hatte als parteiloser Kandidat in Berlin ein Direktmandat für die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) gewonnen. Mit Verweis auf angebliche Stasi-Kontakte Heyms war noch am Abend vor der Eröffnung des Bundestages versucht worden, Heyms Auftritt als Alterspräsident zu verhindern. Die Vorwürfe erwiesen sich binnen Stunden als völlig haltlos. Dennoch verweigerten die Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion mit Ausnahme der späteren Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth Heym nach seinem Auftritt demonstrativ den Applaus. Heyms Rede wurde entgegen der Gepflogenheiten zunächst auch nicht im „Bulletin“ der Bundesregierung veröffentlicht.

Lese-Tipp: Heyms Rede als Alterspräsident des 13. Deutschen Bundestages ist in dem Sammelband „Offene Worte in eigener Sache“ abgedruckt (München: btb, 2003; ISBN: 978-3-442-73080-3).

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