„Hitler konferiert über Wall Street Kredit“ – mit dieser Schlagzeile auf dem Titel erschien im Winter 1937 in New York die erste Ausgabe einer deutschsprachigen Wochenzeitung mit dem Titel „Deutsches Volksecho“. Verantwortlicher Redakteur des 16-seitigen Blattes war der damals 23-jährige Stefan Heym. Vier Jahre nach seiner Flucht aus Hitlers Deutschland hatte ihm der ebenfalls in die USA emigrierte linkssozialistische Politiker Kurt Rosenfeld diese Aufgabe angetragen. Heym hatte wenige Wochen zuvor sein Germanistikstudium beendet und bereits während seiner Studienzeit in Chicago Texte für linke Publikationen geschrieben.
Das „Deutsche Volksecho“ wandte sich insbesondere an die deutschamerikanische Bevölkerung. Eine seiner Hauptaufgaben sah das Blatt darin, gegen den wachsenden Einfluss der Nationalsozialisten auf deutschstämmige Amerikaner anzuschreiben. Die Aufgabe der Deutschen sei es, so heißt es in einem programmatischen Beitrag in der ersten Ausgabe, „ihre Freiheit wiederzugewinnen, um gleichberechtigt in der Welt an der Seite der fortschrittlichen Demokratien für soziale Befreiung und für den Frieden zu kämpfen“.
Die politische Linie der von den Herausgebern als überparteilich bezeichneten Zeitung folgte der sogenannten Volksfrontpolitik, die ab 1935 den Kurs der Parteien der kommunistischen Internationale (Komintern) bestimmte. Sie zielte auf breite Bündnisse linker, liberaler und bürgerlicher Parteien ab – möglichst unter Kontrolle der Kommunisten. Dies führte das „Deutsche Volksecho“ wiederholt in öffentlich ausgetragene Auseinandersetzungen, insbesondere mit der ebenfalls in New York erscheinenden, sozialdemokratisch beeinflussten „Neuen Volkszeitung“.
Stefan Heym leitete das „Deutsche Volksecho“ bis zur letzten Nummer, die im September 1939 erschien. Er gewann eine Reihe namhafter Zeitgenossen für Beiträge und Interviews, darunter Thomas Mann, Ludwig Renn, Ilja Ehrenburg und Albert Einstein. Nachdem das Blatt mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen und in der Folge seinen Umfang bereits beträchtlich reduziert hatte, kam nach dem Hitler-Stalin-Pakt und im Zuge der Aufgabe der Volksfront-Politik der Komintern das endgültige Aus für die Zeitung.
Lese-Tipp: Einige Beiträge Stefan Heyms aus dem „Deutschen Volksecho“ sind in dem Sammelband „Wege und Umwege/Einmischung“ enthalten, der im Rahmen einer bei C.Bertelsmann erschienenen digitalen Stefan-Heym-Werkausgabe neuerdings auch als E-Book vorliegt. Die einzelnen Nummern des „Deutschen Volksecho“ lassen sich in digitalisierter Form hier einsehen.