Gut acht Jahrzehnte nach seiner Entstehung erlebt ein von Stefan Heym verfasstes Theaterstück seine Uraufführung: „Der große Hanussen“ ist am 19. März in einer Produktion der Württembergischen Landesbühne Esslingen erstmals auf der Bühne zu sehen. Das Stück aus dem Jahre 1941 erzählt die Geschichte Erik Jan Hanussens, der als Hellseher Anfang der 1930er-Jahre ein Star der Berliner Varietészene war. Obwohl er Jude war, verfügte er über beste Kontakte in hohe Kreise der Nationalsozialisten. Wenige Wochen nach der Machtübertragung an Hitler wurde Hanussen von SA-Leuten verhaftet und ermordet. Sein gewaltsamer Tod galt in den Kreisen der antifaschistischen Emigration als Beleg für die Verantwortung der Nazis für den Reichstagsbrand, den Hanussen vorhergesagt haben soll.
Der junge Stefan Heym, der selbst bereits im März 1933 vor den Nazis von Berlin in die Tschechoslowakei hatte fliehen müssen, kannte die Berichte über Hanussen unter anderem aus dem „Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror“, das im Sommer 1933 in Paris erschienen war, wenige Wochen vor Beginn des Reichstagsbrandprozesses. Seither hatte ihn der Stoff nicht mehr losgelassen. Das Theaterstück „The Great Hanussen“ schrieb er während seiner Jahre des Exils in den USA in der Hoffnung, es an einem der renommierten Theater unterbringen zu können. Doch dem Vorhaben war seinerzeit kein Erfolg beschieden – im Unterschied zu Heyms ein Jahr später erschienenem Debütroman „Hostages“, der auf Anhieb ein Bestseller wurde.
Die erstmalige Inszenierung des Stücks unter der Regie von Claus Hemmerle basiert auf dem Originalmanuskript, das sich im Stefan Heym Archive in Cambridge erhalten hat. Stephan Wetzel hat es aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen. Bis Ende April sind zunächst acht weitere Aufführungen angesetzt.
Nähere Informationen, Aufführungstermine und Karten unter www.wlb-esslingen.de .