Vor 85 Jahren: Stefan Heym emigriert in die USA

Eigentlich sollte er nur in Ruhe sein durch den Machtantritt der Nationalsozialisten unterbrochenes Studium beenden – am Ende blieb er gut 15 Jahre und wurde zum Amerikaner: Mit der Übersiedelung aus seiner ersten Exil-Station Prag in die USA begann für Stefan Heym im Winter 1935 eines der prägenden Kapitel seines Lebens.

Das Signet der jüdischen Studentenvereinigung, die Stefan Heym ein Studium in den USA ermöglichte.

Das Signet der jüdischen Studentenvereinigung, die Stefan Heym 1935 ein Studium in den USA ermöglichte.

Eine jüdische Studentenverbindung in Chicago hatte ihm und weiteren aus Deutschland geflohenen Studenten ein Stipendium für die Dauer ihres Studiums gewährt. Nach dessen Abschluss Ende 1936 gelang es Heym, seine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. In New York leitete er bis Herbst 1939 zweieinhalb Jahre lang die antifaschistische Wochenzeitung „Deutsches Volksecho“, drei Jahre später landete er seinen ersten großen Erfolg als Schriftsteller. Sein Debütroman Hostages (auf Deutsch später unter dem Titel Der Fall Glasenapp erschienen) wurde auf Anhieb ein Bestseller und erhielt viele positive Kritiken.

In den Reihen der US-Armee nahm Stefan Heym, seit 1943 US-amerikanischer Staatsbürger, an der Befreiung Deutschlands teil. Seine sehr widersprüchlichen, zum Teil ernüchternden Erfahrungen aus jener Zeit verarbeitete er in dem Roman The Crusaders (Kreuzfahrer von heute/Der bittere Lorbeer). Er sollte eines seiner bekanntesten Bücher werden und wurde in viele Sprachen übersetzt. Nach der Veröffentlichung des Romans The Eyes of Reason (Die Augen der Vernunft)  sahen sich Heym und dessen Frau, die Mitglied der kommunistischen Partei war, Anfang der 1950er-Jahre in Amerika zunehmend Anfeindungen ausgesetzt. Sie verließen die Vereinigten Staaten und gingen nach Europa. Heyms amerikanisches Kapitel endete, wie es begann – als politischer Flüchtling.

Lese-Tipp: Mario Keßler: „Westemigranten. Deutsche Kommunisten zwischen USA-Exil und DDR“ (Köln: Böhlau, 2019); Regina U. Hahn: „The Democratic Dream: Stefan Heym in America“ (Bern: Peter Lang, 2003).

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