Lidice, Heydrich und Heyms Debütroman „Hostages“

Das Vorsatzblatt von Heyms Debütroman „Hostages“ (hier die Ausgabe von Sun Dial Press, New York, 1943) zeigt das Wappen der tschechoslowakischen Republik mit dem Wahlspruch „Pravda vítězí“ – „Die Wahrheit siegt“. Repro: M. Müller

Das Titelblatt von Heyms Debütroman „Hostages“ (hier die Ausgabe von The Sun Dial Press, Garden City, 1943) zeigt das Staatswappen der tschechoslowakischen Republik mit dem Wahlspruch „Pravda vítězí“ – „Die Wahrheit siegt“. Repro: M. Müller

Vor 75 Jahren wurde das Dorf Lidice in der von Nazi-Deutschland besetzten Tschechoslowakei in einer Vergeltungsaktion dem Erdboden gleichgemacht. Mehr als 170 Männer wurden erschossen, die Frauen und die meisten Kinder wurden in Konzentrationslager deportiert. Als Anlass diente ein Attentat ehemaliger Unteroffiziere der tschechoslowakischen Armee auf Reinhard Heydrich, den stellvertretenden „Reichsprotektor“ für das besetzte Land, Ende Mai 1942 in Prag. Der ranghohe NS-Funktionär, einer der Architekten des Holocaust, verstarb wenige Tage später an den Folgen.

Zu dieser Zeit arbeitete Stefan Heym in den USA gerade an seinem ersten Roman „Hostages“ (Geiseln) über den Widerstand der Tschechen gegen die Besatzer und ihre brutale Unterdrückung unter Heydrich. Schauplatz der Handlung ist Prag, das Heym nach seiner Flucht aus Deutschland 1933 fast zwei Jahre lang erste Exil-Station gewesen war. Spuren jener Zeit lassen sich in dem Buch deutlich ausmachen, nicht zuletzt anhand authentischer Handlungsorte.

Die Ereignisse nach dem Attentat auf Heydrich verliehen dem Roman, der im Oktober 1942 bei G. Putnam’s Sons in New York erschien, eine ungeahnte Aktualität und dürften nicht unwesentlich zu seinem Erfolg beigetragen haben. „Hostages“ wurde auf Anhieb zum Bestseller, erlebte binnen kurzer Zeit eine Reihe von Neuauflagen und wurde zur Vorlage für einen gleichnamigen Hollywoodfilm, der 1943 in die Kinos kam. In Deutschland erschien der Roman erst viele Jahre nach dem Krieg unter dem Titel „Der Fall Glasenapp“.

Lese-Tipp: Stefan Heym: „Der Fall Glasenapp“. München: btb, 2005. 368 Seiten. ISBN 9783442734559.

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